Sonntag, 13. Dezember 2020, Fennpfuhlpark, 13:40 Uhr.
Ein feuchtkalter Dezembersonntag. Dritter Advent sogar schon. Es ist ruhig in der Stadt – Corona. Man geht spazieren, im heimatlichen Kreuzberger Kiez ebenso wie hier im Fennpfuhlpark. Überwiegend dunkel gekleidete Menschen, Familien, Jogger, kleine Gruppen von Freunden verteilen sich auf den Wegen rund um den namensgebenden Fennpfuhl. Verhaltener gleichmäßiger Straßenlärm dringt vom Weißenseer Weg herüber. Hinter mir tschilpt eine Spatzenkolonie ziemlich lautstark. während vor mir eine ganze Reihe von Kollegen des lärmenden Haufens einträchtig und stumm auf einer buschartigen Pflanze beieinander hockt. Ein paar von ihnen hüpfen und fliegen herum, andere widmen sich der Federpflege. Vor mir steht ein Mast mit einer Installation: „Windspiel“ steht auf dem kleinen Sockel: drei Segel jeweils aus einzelnen, filigran anmutenden Blechbändern zusammengesetzt und mit Drähten verspannt. Wahrscheinlich soll sich die Konstruktion bei Wind um ihre Mittelachse bewegen, aber es geht kein Lüftchen. Die Kunst hier, die Objekte im Park haben es mir heute angetan. Ich habe schon zwei andere fotografiert: eine liegende Frauenskulptur aus grünlich angelaufener Bronze und eine UFO-artige Installation hoch oben auf einem anderen Mast. Auch das (derzeit geschlossene) Hallenbad habe ich fotografiert. Ich finde, diese Bauten aus den Siebzigern strahlen eine irgendwie zeitlose Modernität aus, wahrscheinlich, weil die Baukörper so reduziert sind auf einfache geometrische Formen. Klar wirkt auch mal was billig zusammengekloppt, aber eben nicht hier. Die Architekten, die in der „Hauptstadt der DDR“ bauen durften waren erfahrene Gestalter – viele hatten bei namhaften Architekten der Vorkriegszeit studiert. – Jetzt haben Krähen übernommen und krahen in der Eibe. Auch sonst wird’s ungemütlich. Ich gehe mal weiter.